Stimmung wie beim politischen Aschermittwoch in Passau herrschte am vergangenen Wochenende beim Mietrachinger Sommerfest im Festzelt am Gemeindehaus. „Stoiber kommt“ hieß es und wenn es auch nicht der ehemalige Ministerpräsident Edmund Stoiber in Person war, Wolfgang Krebs als fernsehbekanntes Stoiber-Duoble legte einen Auftritt hin, „gegen den die Trompeten von Jericho nur ein Windhauch waren“, wie er selbst zu Anfang seiner gut einstündigen „Wahlkampfrede“ versprach, bei der nicht nur die Größen aus Landes- oder Bundespolitik ihr „Fett weg“ bekamen, sondern auch die „Bösen aus der Nachbargemeinde Bad Aibling“ nicht ungeschoren blieben.
Standesgemäß unter den Klängen des Bayrischen Defiliermarsches und begleitet von „Bodygards“, die sich unschwer als Bedienungen des Sommerfestes ausmachen ließen, war „Stoiber“ zuvor ins Festzelt eingezogen und ans Rednerpult getreten, das eine Vielzahl Mikrofone zierte. Nicht nur bekannte Sender wie BR, ZDF oder RTL waren da zu lesen, sondern auch der unbekannte „Glaubnix“ hatte Reporter zu diesem Event entsandt.
Den ersten Beifall bekam Krebs mit seiner in John-F. Kennedy-Manier vorgetragenen Bemerkung „Ich bin ein Mietrachinger“, sowie der Feststellung „Ich bin und bleibe ein homo politicus, ob mit oder ohne Amt“. Den Stopselclub Mietraching bezeichnet er als eine „Speerspitze der Gesellschaft“, monierte jedoch dass von den 700 Mietrachingern lediglich 90 Personen im Stopselclub Mitglied seien. „Das sind ja gerade mal 12,8% der Mietrachinger Wahlberechtigten, da hat ja der Horst Schlämmer mittlerweile mehr“, wusste „Stoiber".
Den ersten Seitenhieb auf die Kurstadt Bad Aibling, die er im weiteren Verlauf seiner Rede nur als “Nachbargemeinde“ bezeichnete, gab es zum Thema Gebietsreform 1978, bei der er „ganz aktiv“ mit Franz Josef Strauß zusammengearbeitet habe. Die Eingemeindung von Mietraching nach Bad Aibling und nicht umgekehrt entschuldigte er als „Jugendsünde“.
Den Stadträten in Bad Aibling mögen die Ohren geklungen haben, als Stoiber-Krebs weitere „Brandherde“ ansprach wie das innerstädtische Verkehrskonzept („Da brauchst mit den Kindern nicht mehr auf die Wiesn zu gehen, sondern fährst in den Bad Aiblinger Kreiseln immer schön im Kreis rum“), Kellerberg und Ludwigsbad („So sieht der Platz um den Ludwigskreisel halt aus wie eine verlassene Stadt in Ostdeutschland“), den „verschlafenen" Kauf des ehemaligen US-Areals auf dem diese Münchner (B&O) dem Stadtrat jede Woche neue Nutzungsrechte abringen oder die Nordumgehung („Mit uns nicht! Baut's die wo's wollt's aber nicht hier!"). Einzig ein Solidaritätszuschlag aller Deutschen könne hier den Bad Aiblingern helfen, die „lieber im Halbkreis um Mietraching fahren würden, um das schöne Dorf anzuschauen anstatt ihre eigenen Bauruinen“. Bezugnehmend auf den geplanten Rathausum- bzw. -neubau rief Krebs gar in Richtung Bad Aibling: „Lieber Herrgott lass es Hirn über die Nachbargemeinde regnen“.
Erwartungsgemäß schoss „Stoiber“ auch „Giftpfeile“ gegen die Politgrößen aus Bund und Land, und dies teilweise mit seinen bekannten „Versprechern“. So giftete er, dass für den Seehofer doch „niemand in Bayern einen Braten ins Rohr ... äh ... die Hand ins Feuer legen“ würde. Auch Gabriele Pauli blieb nicht unerwähnt, die er nach dem Motto „Wenn Du deine Feinde nicht besiegen kannst, umarme sie“ umarmen hätte sollen. „Dann wäre uns in Bayern vielleicht viel erspart geblieben“. Hart ins Gericht ging er auch mit der Bundeskanzlerin, die er als „Zwangsfrisierte ostdeutsche Frustlätschn“ bezeichnete, „von der wir unseren Papst nicht kritisieren lassen. Auch die SPD, deren „Wahlprognosen man mittlerweile mit der Lupe suchen muss“ blieb nicht unerwähnt und mit Frank-Walter Steinmeier, „diesem Lahmarschigen Loamsiada“ der schon „ein Rohrkrepierer war, bevor der Wahlkampf richtig losging“ mache der Wahlkampf ohne Gegner keinen Spaß. „FDP...wir haben ja lange gar nicht gewusst was das ist, wir dachten des hoasst Für Die Preissn“ giftete „Stoiber“ in Richtung der Liberalen, während er die Freien Wähler „einen provinziellen Chaoshaufen“ nannte, „so zwischen Schlagersängerin, Muttersöhnchen und Motorradbraut“.
Wolfgang Krebs nahm auch die Franken aufs Korn, „die für uns die Pufferzone zu den Preissn sind“ und erwähnte auch Günther Beckstein „an den sich die Älteren unter uns vielleicht noch erinnern“, der als Gärtner in die Wüste geschickt worden sei, aber die Einsamkeit als Franke ja gewohnt sei. Mit Strauß-Tochter Monika Holmeier bekäme der Begriff „Wahlheimat“ eine völlig neue Bedeutung. „Stoiber“ wörtlich: „Die Hohlmeier als Fränkin wiedergeboren ... das ist als wenn Du als Angler stirbst und als Wurm wiedergeboren wirst“. Noch zahlreiche weitere Themen sprach er an, so den Transrapid, der dank Stoiber-Versprecher schon mal zum „Transpirat“ wurde, oder die Biersteuer, deren Erhöhung um das Vierfache geplant sei.
Minutenlanger Applaus aus dem Publikum belohnte den Auftritt von „Stoiber“ alias Wolfgang Krebs, der die Mietrachinger zum Schluß bat: „Liebe Freunde, haltet durch, ich komme wieder“!
Text: Uwe Hecht, Bad Aibling
Bilder: Toni Fischbacher, Chronist